Wachgeküsst – Fegestraße 23

Ein Objekt für Käufer, die das Besondere schätzen

Man könnte es als Märchen in wenigen Sätzen erzählen: Die junge, unfertige Immobilie an der Ecke Fregestraße/Waldstraße fiel in einen reglosen Schlaf. Über mehrere Jahre tat sich gar nichts. In dieser Zeit wuchs ein undurchdringliches Dickicht um die Schlafende, gepflanzt von vielen Akteuren mit zwar berechtigten, aber doch unterschiedlichen Interessen. Bauliche, finanzielle und juristische Probleme bildeten im Laufe der Jahre ein Gestrüpp, das nur durch ein starkes Team von Prinzen beiseite geräumt werden konnte. Zwei Jahre dauerte die Befreiung vom Unterholz und ganz wach ist unsere Schlafende immer noch nicht. Erst im Juni 2020 wird sie nun endlich in der vom Architekturbüro pmh-LE geplanten Gestalt ihren Platz im Viertel einnehmen.

Soweit das Märchen. Weniger zügig schreitet die reale Geschichte voran, die Matthias Kaden von Kaden Immobilien schildert. Er hat einige Erfahrung mit der Aufarbeitung steckengebliebener Bauvorhaben. Durch die pmh-LE Architekten wurde er vor zwei Jahren auf die Fregestraße 23 aufmerksam. Die Situation war kompliziert: ein Bauträger, der nicht mehr weiter konnte und eine Käufergemeinschaft, die mit dem Bauträger Kaufverträge für Wohnungen im Objekt abgeschlossen hatten. Mittlerweile mussten Bankkredite für diese Verträge bedient werden, langsam ohne Hoffnung auf ein gutes Ende. Dazu kamen Sicherungshypotheken und Grundschulden in Millionenhöhe, die abgelöst werden mussten. Außerdem forderte die Stadt die Bezahlung der in den Jahren des Stillstandes angefallenen Steuer und Gebühren. Sie drohte mit einer Zwangsversteigerung, falls diese Schulden nicht beglichen wurden. Die Käufer der Wohnungen mussten im schlimmsten Fall mit einem Totalverlust rechnen.

Wie löst man nun eine solche verfahrene Situation? Matthias Kaden trat mit der Käufergemeinschaft in Kontakt. Der Ist-Zustand wurde ermittelt, ein Aufmaß angefertigt. Wegen der juristischen Komplikationen holte er die Kanzlei Aderhold ins Boot, die u. a. Spezialisten für Insolvenz- und Bauträgerrecht sind. Nach der Bestandsaufnahme musste sich die nach ihren Erfahrungen verständlicherweise misstrauische Käufergemeinschaft zwischen mehreren Alternativen entscheiden. Sie könnten den Rohbau selbst zu Ende bauen, den Rohbau verkaufen oder aber das Bauabenteuer mit einem neuen Bauträger weiterführen, wenn sich einer fand. Ausweg 1 und 2 hatte hohe Verluste zur Folge. Die Käufer entschieden sich daher nach vielen Verhandlungen für die dritte Lösung, auch wenn diese zu einer weiteren Kostenerhöhung führte, da die Baukosten inzwischen gestiegen waren.

Als neuer Bauträger kam der letzte Mitstreiter in das Team, die Hölzel Wohnbau GmbH, die durch ihre langjährigen Erfahrungen im Neubau und in der Sanierung die Käufer schließlich überzeugen konnte. Wichtig war jetzt vor allem das Aufräumen: Alle früheren Kauf- und Bauverträge mussten aufgelöst und durch neue ersetzt werden. Die alten Baubeteiligten haben mit dem Objekt seitdem nichts mehr zu tun. Aber auch der Rohbau wird jetzt aufgeräumt, die schon vorhandenen Einbauten wie etwa die Fenster, Rohre etc. werden ausgebaut, nur die Steine und der Beton bleiben stehen, damit die Käufer eine Immobilie nach heutigem Standard erhalten und der neue Bauträger die vollständige Gewährleistung übernehmen kann.
Wenn die Arbeit getan ist, werden hoffentlich alle Beteiligten auf ihre Kosten kommen, so wie Matthias Kaden als Makler für die noch nicht verkauften Wohnungen. Auch die Käufer, übrigens alles Leipziger, können dann endlich aufatmen. Und Spaziergänger und Anwohner werden sich freuen, wenn der traurige Anblick der Baustelle endlich aus der Fregestraße verschwindet.